Markuslöwe

Zunächst: Ein Gemeindeglied hat unseren Löwen schnitzen lassen. Dieser ist das Abbild des Löwen auf dem sog. Croy-Teppich (siehe Bild unten), der in Stettin nach Motiven der Wittenberger Werkstatt „Chranach“ zur Erinnerung an Anna Croy von Pommern gewirkt wurde und der Greifswalder Ernst-Moritz-Arndt-Universität mit der Auflage, alle zehn Jahre diesen Teppich im großen Hörsaal zum Gedenken aufzuhängen, geschenkt wurde.

Auf dem Croy-Teppich abgebildet ist der Pommersche Herzog mit seiner Familie. Über diesen predigt Martin Luther von der Kanzel. Links unten vergrößert dargestellt ist der Ausschnitt mit dem Markuslöwen.

Markuslöwe

Aber warum sind an der Kanzel vier Figuren, ein Mensch, ein Löwe, ein Stier und ein Adler und alle mit Flügeln!? Das sind die Symbole von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, den vier Evangelisten. Sie verkündigen uns das Evangelium. Und weil dieses Evangelium in der Kirche und von der Kanzel gepredigt wird, sind unsere Kirchen oft mit wunderschönen Bildern und Fresken ausgemalt und haben Kanzeln, die mit den vier Evangelisten und deren Symbolen geschmückt sind.

Chorgewölbe der Frauenkirche zu Esslingen

Das linke Bild zeigt exemplarisch das Chorgewölbe der Frauenkirche zu Esslingen am Neckar.

Warum nun diese Symbole? In der Offenbarung des Johannes im 4. Kapitel sieht Johannes den Thron Gottes umgeben von vier himmlischen Gestalten voll Augen vorne und hinten. „Und die erste Gestalt war gleich einem Löwen, und die zweite Gestalt war gleich einem Stier, und die dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und die vierte Gestalt war gleich einem fliegenden Adler. Und eine jegliche der vier Gestalten hatte sechst Flügel, und sie waren außen herum und inwendig voll Augen, und sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt.“

Die erste Gestalt, die eines Menschen, deutet auf Matthäus hin, der über einen Menschen zu schreiben beginnt: „Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, der da ist ein Sohn Davids, des Sohnes Abrahams…..“ Die zweite Gestalt deutet auf Markus hin, bei dem die Stimme eines brüllenden Löwen in der Wüste hörbar wird, die Stimme eines Rufenden in der Wüste: „Bereitet dem Herrn den Weg, macht eben seine Pfade.“ Die dritte Gestalt, der Stier, ist der Evangelist Lukas, der zu Beginn vom Priester Zacharias erzählt, der im Tempel Opfertiere darbringt. Die vierte Gestalt deutet hin auf Johannes, weil er die Schwingen eines Adlers erhält und so zu Höherem eilen kann und das Wort Gottes erörtert: „Im Anfang war das Wort….“

Ein sehr schöne Darstellung dieser Symbolsprache ist das Triumph-Kreuz in St. Hedwig in Göttingen.

Triumph-Kreuz in St. Hedwig in Göttingen

Martin Luther sagt: „Der wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes.“ Matthäus, Markus, Lukas und Johannes erzählen uns von diesem Schatz; deshalb hat man ihnen die vier Gestalten, von denen Johannes berichtet, zugeordnet.